Gran Canaria, Teil 2

(Landschaft, Golf und Erholung)

Meloneras Golf, Blick auf Pasito Blanco

Meloneras Golf, Blick auf Pasito Blanco

Der folgende Reisebericht  ergänzt den Bericht auf meiner Reisewebsite vom Dezember 2014, „Gran Canaria, eine Golfwoche im Süden der Insel“.

 

Die Unterbringung

In diesem Jahr waren wir ab Ende November für zwei Wochen auf der Insel und hatten somit wesentlich mehr Zeit, Golf zu spielen und vor allem die landschaftliche Schönheit  der Insel kennen zu lernen (siehe Kapitel 3).

Auch dieses Mal waren wir wieder im „Lopesan Villa del Conde Ressort“ in Meloneras im Süden der Insel untergebracht.

Diese dezentrale Ferienanlage direkt am Meer hat uns auch in diesem Jahr wieder architektonisch begeistert. Die bunten, geschmackvollen Gebäude umrahmen eine ausgedehnte Badelandschaft aus Meer- und Süßwasserbecken, mit und ohne Sandstrand und mit wunderbarem Blick auf das Meer und seine spektakulären Sonnenuntergänge. Der zentrale Plaza beherbergt diverse Restaurants, ein Cafe, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten und wandelt sich nachts in eine Freiluftbühne, die jeden Abend von unterschiedlichen Bands bespielt wird. Die liebevoll gepflegten Grünanlagen mit kleinen Teichen und Wasserfällen runden diese Wohlfühloase wohltuend ab. Wir hatten wieder unser großzügiges Zimmer mit kleinem Teich vor dem Balkon, abseits des Trubels – was den fehlenden Meerblick mehr als wettmachte, auch preislich!

Wir besuchten dieses Mal auch das malerische Städtchen Agüimes, die Geburtsstadt von Lopesan, dem Eigentümer des Hotels. Er nahm die Stadtsilhouette  und vor allem  die „orientalische“ Kuppel der Iglesia de San Sebastian als Vorbild für unser schon von weitem erkennbare Ferienressort – später mehr über Agüimes!

Meine weiteren Ausführungen im ersten Reisebericht über das Hotel behalten ihre Gültigkeit, es ist nur noch hinzuzufügen, dass die deutschen Gäste in diesem Jahr in der Minderzahl waren, gegenüber den Gästen aus Skandinavien. Besonders erwähnenswert ist erneut die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Servicepersonals, was einen wichtigen Wohlfühlfaktor darstellte. Auswahl und Qualität des Selbstbedienungsrestaurants waren gut, wenn es auch nach zwei Wochen etwas langweilig wurde – trotz der wohlklingenden Themenabenden. Ich wiederhole mich gerne: das Preis-/ Leistungsverhältnis des Hotelangebots stimmt!

Die Golfplätze im Süden

Da wir insgesamt 10 Golfrunden auf 4 Plätzen spielten, hatten wir genügend Gelegenheit die Qualität der Plätze kennenzulernen und zu vergleichen.

Auch hierbei bestätigte sich weitgehend meine Beschreibung vom vorigen Reiseberich, so dass ich mich im Folgenden kurz fassen kann.

Der hoteleigenen Lopesan Meloneras Golfplatz (Par 71), in Sichtweise des Hotels, ist angenehm zu bespielen und kann problemlos gelaufen werden. Die ersten 9 Löcher in schönem, abwechslungsreichem, hügeligem Gelände sind eigentlich nur das Vorspiel für die Herausforderungen der zweiten 9 Löcher, die malerisch am Meer entlang führen – hier sorgen Wind und tiefe, breite Schluchten für den nötigen Nervenkitzel. Das 14. Loch erfordert für die Männer einen präzisen Abschlag mit einem Ballflug von mindestens 170 Meter! Als ich am letzten Tag beim 5. Versuch endlich dieses Monster erfolgreich bezwang, belohnte mich der begeisterte Beifall meiner Barbara, die meine vergeblichen vorherigen Versuche mit mitleidigem Schweigen begleitet hatte. Das Greenfee kostete 84.-€, wobei 6er und 12 er Cards preiswerter sind.

Wir bespielten in diesem Jahr erstmals den Maspalomas Golfplatz (Par 73) und waren angenehm überrascht. Der flache Parklandplatz war in einem gepflegten Zustand und bei weitem nicht so überlaufen, wie die anderen Plätze. Die ersten Löcher verlaufen malerisch entlang der berühmten Dünen von Maspalomas – wenn man nicht aufpasst, ist ein Dünenspaziergang im “out of bounds“ die Folge! Ansonsten ist der Platz großzügig angelegt und sehr gut zu bespielen und zu laufen – ein idealer Platz, um sich einzuspielen oder sein golferisches Selbstbewusstsein wieder zu finden, nach den Tücken der folgenden „Bergziegenplätze“!

Sheraton Salobre Golf in einer eigentlich unwirtlichen Berg- und Felslandschaft, besteht aus dem Süd- und Nordkurs. Da uns von allen Seiten abgeraten wurde, den für normale Golfer eher unbespielbaren, weil winkligen und unfairen Nordkurs zu bespielen, spielten wir zweimal den wunderschönen Südkurs (Par 71). Da es gnadenlos auf und ab geht, ist ein Golfcart empfehlenswert. Es macht Spaß, diesen spektakulären Golfplatz zu bespielen, er ist fair, stellt aber für jede Spielstärke eine Herausforderung an ein präzises Spiel dar – die schönen Ausblicke aufs Meer gibt es als Zugabe.

Den landschaftlichen und golferischen Höhepunkt stellt auch weiterhin der wunderschöne  Anfi Tauro Golfclub dar, ein Muss für jeden Golfer. Der Par 72 Kurs ist ein Meisterwerk in einer vulkanischen Berglandschaft, geprägt von üppiger Vegetation, Seen, Wasserfällen, Kakteenlandschaften und wunderbaren Natursteinmauern. Die Höhenunterschiede und die Entfernungen zwischen den einzelnen Löchern sind beträchtlich, so dass ein Golfcart obligatorisch ist. Der Platz ist zwar relativ überlaufen und teuer – aber trotzdem unbedingt empfehlenswert!

Fazit: Der Süden von Gran Canaria ist für jede Spielstärke ein empfehlenswertes und vielseitiges Golfparadies!

 Die großartige Natur von Gran Canaria

In diesem Jahr unternahmen wir mehrere ganztägige Rundfahrten mit unserem Mietwagen, die ich ebenfalls sehr empfehlen kann.

Unser erster ganztägiger Ausflug in den Nordwesten entwickelte sich eher zufällig zu einer Inselrundfahrt.

Wir fuhren zunächst auf der Autobahn von Meloneras in Richtung Mogan, einem 250 Meter hoch gelegenen Ort, nach dem auf kurvenreicher Straße die wunderschöne Fahrt durch das gebirgige Inselinnere In Richtung Nordwesten beginnt. Die felsige und steil ansteigende Inselmitte wird grundsätzlich von weichem Vulkangestein bestimmt, dessen bizarre Felsformationen und natürliche Höhlen der Erosion geschuldet sind. Im fruchtbaren Lavagestein gedeiht eine genügsame, aber vielseitige Pflanzenwelt, was zu wunderbaren Farbkontrasten unter einem meist blauen, sonnigen Himmel führt. Das Zentralmassiv im Westen und in der Inselmitte ragt bis zu 2000 Meter hoch und wird immer wieder von tiefen, fruchtbaren Tälern durchbrochen, an deren Hängen, häufig  künstlich angelegt, Terrassen für die Landwirtschaft und den Obstbau genutzt werden.

Bei unserer Fahrt in den Nordwesten sorgten zunächst die bunten Felsen von Los Azulejos  für eine erste Attraktion – das vulkanische Lavagestein wurde durch Mineralsalze im Laufe der Zeit so eingefärbt, dass eine einzigartige, felsige Farblandschaft entstand – die Natur zeigt sich hier von ihrer künstlerischen Seite! Die kurvenreiche Weiterfahrt auf schmalen, aber bei Trockenheit gut befahrbaren Straßen ist ein alpines Abenteuer mit vielen unvergesslichen Aus- und Einblicken in die grandiose Bergwelt.

An der Westküste angekommen, empfängt uns zunächst bei San Nicolas eine verpackte Landschaft – Christo lässt grüßen!  Der großflächige Tomatenanbau findet unter riesigen Plastikplanen statt, die das fruchtbare Tal leider völlig verschandeln. Wir werden allerdings nach einem weiteren kurvenreichen Aufstieg am “Mirador del Balcon“ durch atemberaubende Blicke auf die bis zu 350 Meter tiefe Steilküste des Nordwestens belohnt. Die kurvenreiche Weiterfahrt entlang dieser schroffen und menschenleeren Küste bietet großes landschaftliches Kino – ich sorgte mit meinen spontanen Fotostopps auf der schmalen, unübersichtlichen Straße für manchen Angstschweiß auf Barbaras Stirn. Zum Glück war diese sensationelle Küstenstraße kaum befahren – die meisten Touristen bleiben an den Sandstränden des Südens und scheuen dieses Abenteuer, ohne zu ahnen, welche landschaftlichen Schönheiten sie verpassen.

Nachdem sich die Steilküste langsam abflacht, kommt der malerische Hafen Puerto de las Nieves genau zum richtigen Zeitpunkt für eine Mittagspause. Wir finden ein zünftiges und preiswertes Fischlokal am Hafen, mit einem Gratisblick auf den komplett in Blau und Weiß bemalten Ort, den Strand und die felsige Umgebung.

Nach der ausgedehnten Mittagspause entscheiden wir uns zur kompletten Inselrundfahrt, zumal wir im Norden sehr bald auf eine vierspurige Schnellstraße stoßen, die uns durch eine relativ flache Landschaft am Meer entlang wieder bequem in den Süden führt. Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit verzichten wir dieses Mal auf die empfohlene Besichtigung des fruchtbaren „Valle de Agaete“, der Höhlen von Pintada und der Hauptstadt Las Palmas – und verschieben den Besuch auf das nächste Mal. Den Leser, der sich für Las Palmas interessiert, verweise ich auf den Reisebericht meines Freundes Lothar Erhardt – „Segeltour rund um die Kanaren“  auf meiner Reisewebsite. In seinem Bericht geht er in der Anlage ausführlich auf die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten  von Las Palmas ein.

Am folgenden Sonntag unternahmen wir unseren zweiten Ausflug  „Durch die Berge im Inselinneren, eine Autotour für Genießer“, wie sie im Reiseführer angekündigt wurde.

Wir starteten wieder in Richtung Mogan. Kurz nach dem Ort zweigt ein schmales, aber gut befahrbares, einsames Sträßchen in die Berge in Richtung Ayacata ab. Sofort sind wir wieder in einer wunderschönen und spektakulären Bergwelt, die uns mit den Felsformationen, Kakteen, Naturhöhlen, Stauseen und farbigen Vielfalt an den Südosten der USA erinnert.

Während dieser erste Teil unserer Fahrt ein ungestörter Naturgenuss war, erlebten wir in Tejeda, im „schönsten Bergdorf von Gran Canaria“  den sonntäglichen Wahnsinn einer völlig überfüllten Touristenattraktion. Wir begnügten uns notgedrungen mit ein paar schönen Fotos  von diesem malerischen Bergdorf am Hang in 1000 Meter Höhe, überragt von den Felsen Roque Bentaige und Roque Nublo. Hier empfiehlt sich ein erneuter Besuch an einem normalen Wochentag!

Auch hier wurden wir wieder dadurch entschädigt, dass wir nach Tejeda die Hauptstraße zugunsten eines engen Bergsträßchens verließen und nach ein paar Spitzkehren allein die grandiose Natur genießen konnten. Ein Aussichtspunkt  unterhalb des Cruz de Tejeda überraschte uns mit einem wunderbaren Blick auf die Nachbarinsel Teneriffa und deren höchsten Berg der Kanaren, den Teide. Zurück auf der Hauptstraße waren wir plötzlich Teil eines sportlichen Extremevents. Hunderte von  masochistischen Radfreaks aus ganz Europa hatten sich am frühen Morgen von Puerto Mogan aus zu einer 150 Km langen Rundfahrt durch die steile Bergwelt aufgemacht. Sie begegneten uns jetzt hier, jeder einsam mit den Strapazen der unendlichen Anstiege kämpfend und von den meist weiblichen Begleiterinnen an den steilsten Stellen mit ermunternden Worten auf den Fotos für die Familienhistorie festgehalten!  „Für die nächsten Tage habe ich meine Ruhe“ war der trockene Kommentar einer Kummer gewohnten holländischen Radfahrer-Ehefrau.

Das sonntägliche Treiben gipfelte am Wahrzeichen Gran Canarias, dem Roque Nublo, in einem gigantischen, volksfestartigen Treffen der Einheimischen. Jung und Alt hatten sich hier zu einer riesigen Grillparty mit Musik eingefunden – der obligatorische Aufstieg zum Roque Nublo glich einer Völkerwanderung!

Wer die Natur entspannt genießen will, sollte nach unserer Erfahrung die Sonntage meiden, ebenso die Regentage –  die gespannten Netze über vielen Straßen waren gefüllt mit Steinbrocken, die sich von den steilen Wänden gelöst hatten. Überall fanden wir Hinweisschilder für Wanderer mit der Aufschrift  „Jakobsweg“ – es gibt offenbar viele Wege nach Compostella!

Unser dritter Ausflug führte uns zum Städtchen Agüimes, südlich von Las Palmas. Der Besuch war u.a. der weithin sichtbaren, domartigen Empfangshalle unseres Hotels geschuldet, die vom Eigentümer des Hotels der Kirche San Sebastian seines Heimatortes Agüimes nachempfunden wurde. Es stellte sich heraus, das Agüimes früher ein feudaler Sitz der kanarischen Bischöfe war und aus diesem Grund auch heute noch ein attraktives Reiseziel darstellt. Bei der Anfahrt und beim Bummel durch die engen Gassen mit den schönen, bunten Häuserfassaden sahen wir schon von Weitem die bekannte Silhouette unseres Hotels – nur dass es dieses Mal nicht eine Kopie, sondern das Original der neoklassizistischen, im Jahr 1796 erbauten „Iglesia de San Sebastian“ war, mit einer Kuppel, die an eine Moschee erinnert. Die attraktive Umgebung der Kirche mit einem schönen, lauschigen Platz, alten Hotels, Cafes, kleinen Läden und vielen kunstvollen Skulpturen bezeugt den früheren Reichtum der Stadt. Das Kamel, das in Originalgröße das Hotel gleichen Namens bewacht, zieht unweigerlich viele zweibeinige, mit Fotos bewaffnete, Kamele an.

Etwa 6 km talaufwärts führt eine landschaftlich attraktive Straße in die „Barranco de Guayadeque“, die “Schlucht des fließenden Wassers“. Die prähistorischen Höhlensiedlungen an bzw. in den steilen Lavawänden sind tatsächlich noch bewohnt und beherbergen eine Felsenkirche und ein originelles Höhlenrestaurant. Ein schon etwas verwittertes Schild  „Se vende“ bietet eine ziemlich unwirtliche Höhlenwohnung zum Kauf an.

Zum Abschluss besuchten wir auf der Rückfahrt noch das viel gelobte Hafenstädtchen „Puerto de Mogan“, das allerdings durch die vielen Neubauten und Tagestouristen seine Unschuld und seinen Charme z.T. verloren hat.

 

Reiseempfehlung

Auch dieses Mal wurden wir von 14 Tagen Sonne und beständigen 23 Grad im Dezember verwöhnt. Unsere Unterkunft im (exklusiven) Lopesan Villa del Conde Ressort hielt auch in diesem Jahr, was Reisebüro und die bunten Prospekte versprachen – gute Qualität für einen angemessenen Preis bei großer Freundlichkeit des Personals

Gran Canaria ist ein empfehlenswertes Golfparadies und bietet darüber hinaus, abseits des Massentourismus Natur pur, die man problemlos erwandern oder per Mietwagen oder per Fahrrad selbst erkunden kann. Ein Urlaub auf dieser schönen Sonneninsel ist meiner Meinung nach definitiv zu schade, um seine kostbare Zeit ausschließlich am Strand oder im Liegestuhl am Hotelpool zu verbringen – aber das ist Geschmackssache und darüber lässt sich bekanntlich trefflich streiten!

 

Dezember 2015                                                                                                      Klaus Weidner