Mingalabar Burma / Mynamar

Ein Reisebericht über eine Rundreise durch das ursprüngliches Burma / Myanmar im Auf- und Umbruch, Januar 2012

 

1. Vorbemerkungen

Wir waren zu Dritt für zweieinhalb Wochen in Burma (Myanmar) unterwegs – es war eine individuell geplante, aber organisierte Reise mit viel Freiraum.

Dem Reisebüro und Asienspezialisten Asian Adventure aus Mettman oblag in Deutschland die Planung, die exzellente Umsetzung und Begleitung vor Ort übernahm Uniteam, Tours & Travel Ltd., ein deutsch / burmesisches Joint Venture mit Sitz in Rangun.

Unser besonderer Dank gebührt unseren 3 liebenswürdigen und fachkundigen Reiseleiterinnen Mya, Thandar und Mu Mu, die uns abwechselnd begleiteten. Sie gaben uns tiefe Einblicke in die Geschichte, Kunst und Kultur ihres Landes und beantworteten auch freundlich und geduldig alle unsere Fragen zur aktuellen Situation Burmas. Insofern bleibt ihr stets freundliches Lächeln in angenehmster Erinnerung, zumal sie alle anfallenden organisatorischen Fragen professionell für uns erledigten und wir uns diesbezüglich um nichts kümmern mussten.

Die Reise begann in Rangun, führte uns dann per Flugzeug nach Bagan, wo wir auf dem traditionellen Schiff „Road to Mandalay“ eincheckten und in 4 Tagen gemächlich nach Mandalay schipperten. Danach flogen wir für 2 Tage zum Inlelake in die Berge und dann ebenfalls per Flugzeug für eine Woche nach Ngapali, an den Golf von Bengalen, zur aktiven Erholung. Am Ende der Reise folgte nochmals eine Übernachtung in Rangun, bevor wir dann über Bangkok die Rückreise antraten.

Im folgenden Reisebericht bemühe ich mich, meine subjektiven Beobachtungen und Empfindungen niederzuschreiben und mich auf meine persönlichen Highlights zu beschränken. Die minutiöse Beschreibung aller besuchten Pagoden und Tempel kann der interessierte Leser in den gängigen Reiseführern selbst nachlesen.

2. Rangun

Wir kamen nach einem längeren Zwischenstopp in Bangkok am Abend in Rangun (Burma / Myanmar) an und wurden dort freundlich von unserer Reiseleiterin Mya abgeholt. Sie nutzte den Transfer zum Hotel Savoy, um mit uns den morgigen Besichtigungstag zu besprechen und nach unseren Wünschen zu fragen und gab uns erste Informationen zu Stadt, Land und Leuten.

Das Savoy ist ein schönes, altes Kolonialhotel, das Tradition und Geschichte atmet.

Beim Abendessen überraschte uns ein wundervoller Blick aus dem Fenster auf die beleuchtete Schwedagon Pagode und erzeugte große Vorfreude auf die für den nächsten Tag geplante Stadtbesichtigung.

Bevor wir auf Besichtigungstour gingen, führte uns Mya zunächst zu einer offiziellen Geldwechselstube. Die Geldwechsler gaben für einen Euro aktuell 1025 Kyatt, für einen Dollar 850 Kyat. Es wurden allerdings nur brandneue, völlig unbeschädigte Geldscheine gewechselt, daran muss man sich auch erst einmal gewöhnen. Das früher übliche und nicht ungefährliche schwarze Geldwechseln auf der Straße hat sich erfreulicherweise erledigt.

Danach begann sofort ein strammes Besichtigungsprogramm kreuz und quer durch Rangun. Am Vormittag war „Pagodentime“, beginnend mit dem Besuch der eindrucksvollen Botdung Pagode am Fluss, in der Haarreliquien Buddhas aufbewahrt werden, dann der Kaba Aye Pagode (Weltfriedenpagode) und der Kyauk- htat-gyi Pagode mit einem riesigen liegenden Buddha. Nach 3 Pagodenbesuchen und ausführlichen Erläuterungen unserer Reiseleiterin Mya waren wir an unserem ersten Urlaubstag von der Vielfalt und Pracht ziemlich erschlagen. Da die Pagoden von der Bevölkerung sehr gut besucht waren, bekamen wir allerdings auch einen ersten Eindruck von der Bedeutung der Religion für die Menschen und deren selbstverständlicher Frömmigkeit.

Dieser Eindruck wurde verstärkt durch den Besuch eines alten Männer- und Frauenklosters am Rand der Stadt. Wir konnten am täglichen Leben der Mönche teilnehmen, sie ließen sich durch uns in keiner Weise stören. Jeder männliche Burmese muss einmal als Mönch gelebt haben, den Zeitpunkt und die Zeitdauer bestimmt er selbst. Die Mönche leben in Armut und Keuschheit und müssen sich jeden Tag ihre Nahrung selbst erbetteln. Insofern sah man im Straßenbild des ganzen Landes eine Vielzahl von kahl geschorenen Mönchen in ihren roten Kutten, deren mitgeführte Gefäße von der Bevölkerung ohne besondere Aufforderung gefüllt wurden. Es gehört für jeden Burmesen zur selbstverständlichen Pflicht, dass man die Mönche mit Lebensmittel und Geld unterstützt. Im ganzen Land gibt es bei einer Bevölkerung von 60 Millionen immerhin ca. 600.000 Mönche, die tagtäglich versorgt werden müssen. Im Kloster konnten wir dann das normale Leben der Mönche verfolgen – es herrschte eine entspannte, fast fröhliche Atmosphäre aus Arbeit, gemeinsamem Essen, Gesängen und Meditation und für die Kleinen auch einer Schule. Im benachbarten Frauenkloster geht es ähnlich zu, nur dass die Nonnen in rosa Kutten gekleidet sind und alles noch ein bisschen ordentlicher als bei den Männern wirkt.

Bei einem köstlichen Mittagessen in einem weitgehend „touristenfreien“ und von Einheimischen sehr gut besuchten Restaurant im Freien, hatten wir genug Gesprächsbedarf, um mit Mya das Erlebte nochmal zu diskutieren. Das Mittagessen für 4 Personen kostete ca. 15 Euro und war von bester Qualität.

Im Januar ist in Burma Winterzeit, die Temperatur schwankte auf der ganzen Reise zwischen angenehmen 25 -28 Grad, bei relativ geringer Luftfeuchtigkeit. Wir wurden von unseren Reisebegleitern trotzdem sehr fürsorglich ständig mit Wasser versorgt und hatten diesbezüglich keinerlei Probleme.

Der Nachmittag war dann der Innenstadt von Rangun gewidmet – zunächst mit dem Besuch des Scott Markets, einem riesigen Einkaufsparadies für Kunsthandwerk, Schmuck, Edelsteine, Textilien und Souvenirs jeder Art und anschließendem Bummel durch die alte, koloniale Altstadt oder was davon noch übrig ist. Es blutete einem schon das Herz, wenn man sah, wie die ehemals prachtvollen Kolonialbauten buchstäblich zerbröseln und teilweise schon unbewohnbar sind. Trotzdem hat sich dieser alte Teil der Stadt einen Restcharme bewahrt, Bambusgerüste wecken die Hoffnung, dass man dem weiteren Verfall Einhalt gebietet. Rangun ist mit seinen 5 Millionen Einwohnern das wirtschaftliche Zentrum Burmas und sicher eine Stadt im Aufbruch mit großem Potential. Der Verkehr war dicht, aber (noch) nicht so chaotisch, wie in vergleichbaren Städten Asiens. Es fehlten nahezu komplett die Motorräder und Roller, die ansonsten für Hektik sorgen und die Luft verschmutzen. Das Militär hat vor Jahren diese Gefährte verboten – aus Sicherheitsgründen! Wenn man durch die Stadt läuft, hatte man keinerlei Gefühl der Unsicherheit – überall stieß man auf ein freundliches Lächeln, vor allem, wenn man selbst mit dem Zauberwort „Mingalarbar“ (Guten Tag, Hallo ) grüßt. Besonders angenehm fiel uns auf, dass es keinerlei lästige Bettelei gab.

Bei einer Fahrt mit der Fähre über den Rangun River waren wir die Exoten. Um uns tobte das normale Leben, bestehend aus einer bunten und malerischen Melange der arbeitenden Bevölkerung – Bauern, Händlern, Handwerkern, Frauen mit großen Früchtekörben auf dem Kopf, ein Fahrrad mit ca. 20 Hühnern behängt, Mütter mit hübschen Kindern, die uns Langnasen bestaunen. Vom Fluss hat man einen schönen Blick auf den geschäftigen Hafen und auf die alten Kolonialbauten, z.B. das altehrwürdige Hotel Strand. Ein kurzer Besuch dort ist obligatorisch – hier schien die Zeit auf den ersten Blick stehen geblieben zu sein, in diesem nostalgischen Ambiente kann man erahnen, wie die englischen Kolonialherren dinierten, ihre Intrigen spannen und vom natürlichen Reichtum Burmas sehr gut lebten. Heutzutage wurde Kunsthandwerk und gehobener Touristenkitsch angeboten, eine Galerie zeigt moderne Kunst , die sehr europäisch anmutet. Im alten Postamt nebenan ist Hektik ebenfalls ein Fremdwort, Zeit und Geduld hat man hier zur Genüge. In der Stadt war erfreulicherweise Polizei und Militär kaum sichtbar, der Umzug der Regierung in die neue Hauptstadt scheint Rangun entmilitarisiert zu haben! Ein besonderes Erlebnis war ein Spaziergang am späten Nachmittag durch einen der schönen Parks mit See im Herzen der Stadt. Auf einer Bühne probte eine Rockband für das Konzert am Abend und rund um den See saßen und küssten sich die Liebespaare, die hier einen Ausweg aus einer wohl noch immer ziemlich rigiden Sexualmoral finden.

Die beiden Abende, die wir in Rangun hatten, waren nochmals 2 Pagoden gewidmet, der schönen Sulepagode, in der wir eine spontane Einladung von Ärzten und Heilkundigen zu einer schmackhaften Suppe erhielten, als sie erfuhren dass unser Freund Peter Landarzt ist. Erneut war die Herzlichkeit der Menschen umwerfend, sie hätten uns am liebsten hier behalten.

Der Höhepunkt eines jeden Rangunbesuchs ist zweifellos der abendliche Besuch der Schwedagon Pagode, die als Wahrzeichen des ganzen Landes gilt. Sie liegt auf einem Hügel und beherrscht mit ihrer 100 Meter hohen, vergoldeten Pagode das Stadtbild. Die ganze Anlage besteht neben dieser Hauptpagode aus einer Vielzahl von Gebäuden, u.a. 82 kleinen Tempeln, 8 kleineren goldenen Pagoden, den 8 Wochentagen, einer 23 Tonnen schweren Glocke, einem Tempelturm und schließlich einer Halle mit einem Fußabdruck Buddhas. Auf diesem Tempelberg wurden über die Jahrhunderte ungeheure Schätze an Gold und Edelsteinen zusammengetragen. Gläubige aus dem ganzen Land spenden täglich für den Erhalt und die Verschönerung. Das Ganze hat in der Abenddämmerung und der anschließenden Nachtbeleuchtung eine magische Anziehungskraft für die gläubigen Burmesen und die Menschen aus aller Welt. Überall sitzen andächtig Betende und Meditierende, vor allem auf dem „Wunscherfüllenden Platz“ mit Blick auf die Shwedagon.

Auch wir konnten uns nur schwer trennen – im Herzen die Hoffnung, dass wir an diesen magischen Ort noch einmal zurückkommen werden.

3. Road to Mandalay

Nach einem ca. einstündigen Flug landeten wir in Bagan, der nächsten Station unserer Rundreise.

Wir wurden am Flughafen erwartet und in einer kurzen Fahrt zu unserer Bleibe für die nächsten 4 Tage, dem Flusskreuzfahrtschiff „Road to Mandalay“, transferiert, das am Irrawaddy River ankerte. Der Empfang dort war herzlich, der erste Eindruck vielversprechend. Das Schiff wurde 1968 in Köln gebaut und danach für Rheinkreuzfahrten eingesetzt. Später wurde es nach Burma verkauft und im burmesischen Stil und mit einheimischen Materialien umgebaut und ausgestattet. Mit 58 zwischen 17 und 24 qm großen Kabinen kann das Schiff bis zu 110 Reisende aufnehmen. Es bietet mit seinen 4 klimatisierten Decks jeden nur denkbaren Luxus und genügend Platz, um sich je nach Wunsch auch ungestört zurückziehen oder sich an der Bar oder in den Lounges mit den Mitreisenden treffen und austauschen zu können oder sich auf dem Sonnendeck am Schwimmbad zu entspannen. Das Restaurant stellte sich als ein kulinarisches Highlight heraus, das uns mit einheimischen Köstlichkeiten verwöhnte. Zu unserer Überraschung war das Schiff nur zu einem Drittel besetzt – was für uns alle den Luxus von noch mehr persönlicher Bewegungsfreiheit bedeutete.

Die Zusammensetzung der Passagiere war international, neben Deutschen und Schweizern waren u.a. Franzosen, Engländer, Spanier an Bord – nicht zu vergessen die 4 fröhlichen australischen Witwen (our husbands are gone), die gemeinsam vergnügt durch die Welt reisen und sich die Zeit mit Bridge vertreiben.

Am Nachmittag begannen wir unsere Erkundungen von Bagan und Umgebung. Die verlassenen antiken Stätten repräsentieren das spirituelle Erbe Burmas. Die Ebene von Bagan stellt mit über 2000 Pagoden und Tempeln entlang des Irrawady Rivers das größte buddhistische Ruinenfeld der Welt dar, das damit auch zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Südostasiens gehört.

Das trockene Klima Bagans trägt dazu bei, dass diese Zeugen einer ruhmreichen Vergangenheit aus über 2000 Jahren relativ gut erhalten sind. Leider führte das schwere Erdbeben in den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts zu starken Beschädigungen. Dadurch trifft man heutzutage auf eine Mischung von gut erhaltenen Gebäuden, Ruinen und (teil-) renovierten Pagoden – was im Einzelfall ganz spannend sein kann.

Unsere kleine Dreiergruppe wurde für die Schiffsreise um ein Ehepaar aus Zwickau ergänzt. Da der Ehemann Thomas wie ein Double von Gerd Fröbe aussah, zog er mit seiner ausufernden Figur die staunenden Blicke der Einheimischen auf sich und entlastete dadurch mich – bei früheren Asienreisen wurde ich oft als „Happy Buddha“ bezeichnet und von schönen Frauen liebevoll am Bauch gestreichelt!

Wir starteten unsere Besichtigungstour vorbei an einer Vielzahl von Pagodenruinen und Gespannen von Ochsenkarren und tauchten sofort in eine fremde, reizvolle Welt ein. Unser erstes Ziel war der Anandatempel, einer der ältesten, schönsten und meist verehrten Tempel Bagans.

Als wir uns diesem mächtigen Bauwerk näherten, waren wir plötzlich mitten im jährlichen Tempelfest – einer Mischung aus Markt und Volksfest. Unter dem infernalischen Lärm von Musik und Marktschreiern wuselte eine bunte Menschenmenge durcheinander. Der riesige Markt bot in bunter Vielfalt alles, was man für das tägliche Leben brauchte– für Essen, Trinken, Wohnen, Unterhaltung und Vergnügen….dazwischen sorgten Ochsenkarren für den Nachschub, reparierten Handwerker alles Denkbare und spuckten Veteranen ehemals stolzer Busse immer neue Besucher aus.

Was sofort auffiel, war die zurückhaltende Freundlichkeit der Menschen, hier und da ein neugieriger Blick, aber immer begleitet von einem ehrlichen Lächeln, das noch nicht auf Profit aus ist.

Als wir uns schließlich zum Anandatempel durchgekämpft hatten, stießen wir auf ein im 11.Jahrhundert entstandenes und noch sehr gut erhaltenes Meisterwerk. In besonderer Erinnerung bleiben die 4 neun Meter hohen hölzernen und vergoldeten Buddhafiguren, deren Gesichter sich je nach Standort des Betrachters von freundlich bis grimmig veränderten.

Am späten Nachmittag besuchten wir in Alt-Bagan Werkstätten für Lackarbeiten, für die die Gegend ebenfalls berühmt ist. Den nachfolgenden Besuch in einem s.g. Musterdorf haben wir als Pflichtbesuch aus Propagandagründen empfunden – ein ähnlich cleanes und wohlhabendes Dorf haben wir auf der ganzen Reise nicht mehr angetroffen.

Danach bereiteten wir uns langsam auf einen der großen Momente der ganzen Reise vor – den Sonnenuntergang in mitten der Pagodenfelder. Wir bestiegen die Plattform einer größeren Pagode und beobachteten von dort, wie sich Hunderte von Pagoden und Tempel im Farben- und Schattenspiel der untergehenden Sonne ständig veränderten. In der weiten Ebene stieg leichter Nebel auf und verwandelte das Ganze in eine unwirkliche, mystische Traumlandschaft, die sicher zu den unvergesslichen und magischen Momenten eines jeden Weltenbummlers zählt.

Beim köstlichen Abendessen erregte unser Freund und Landarzt Peter das heftige Missfallen einer hinter uns sitzenden „Fregatte“ aus Köln, mit der er schon beim Sonnenuntergang einen Wortwechsel hatte. Seiner lockeren Reden wegen bezeichnete sie ihn „als aus dem Dschungelcamp entsprungen“ – nicht wissend, dass Peter im letzten Jahr als Arzt ohne Grenzen tatsächlich im Dschungel des Amazonas tätig war. Von dieser unangenehmen Person abgesehen, stellten sich die übrigen Passagiere aber als sehr nette und weitgereiste Gäste heraus, mit denen mancher interessante Gedankenaustausch möglich war.

Am nächsten Morgen um 7 Uhr begann Teil 2 der Besichtigungen rund um Bagan. Der frühe Termin war dem Besuch des größten regionalen Obst- und Gemüsemarkt geschuldet. Das frühe Aufstehen wurde mit fantastischen Fotomotiven belohnt – ein riesiges Obst- und Gemüseangebot wurde von Frauen in bunten Gewändern so appetitlich und malerisch präsentiert, dass wir uns kaum trennen konnten. Den Abschied von Bagan bekamen wir nochmals vergoldet – die Shwezigonpagode ist nicht nur eines der bedeutendsten Heiligtümer des Landes, sie wurde 1090 fertig und über den Reliquien eines Stirnknochens und Zahns Buddhas errichtet – der glockenförmige, riesige vergoldete Stupa strahlt für uns noch lange sichtbar in der Morgensonne.

Wir sind uns im Klaren, dass wir an den beiden halben Besichtigungstagen nur einen Bruchteil der Reichtümer und Schönheiten Bagans gesehen haben – es war wie eine leckere Kostprobe, die zum Wiederkommen einlädt! Ganz zu schweigen von der zeitlich leider nicht möglichen morgendlichen oder abendlichen Ballonfahrt über die auf 40 qkm verteilten Pagodenfelder – ein nachzuholendes MUST!

Am späten Vormittag begann die geruhsame Fahrt der „Road to Mandalay“ auf dem Irrawaddy River ( der „Irre Wady“, wie ihn ein Mitreisender sich einprägte) in Richtung Mandalay. Erholung war angesagt, die vielen Eindrücke mussten verarbeitet, niedergeschrieben oder mit den Mitreisenden diskutiert werden.

Der breite Fluss hatte überraschenderweise kaum Verkehr, abgesehen von Holztransportern und Flößen aus Bambus, auf denen die Besatzungen in kleinen Hütten lebten. Das Schiff musste immer wieder vorsichtig großen Sandbänken ausweichen und erlaubte schöne, aber leider nur flüchtige Aus- und Einblicke, darüber, was sich in den Fischerdörfern, in der Landwirtschaft und in den kleinen Häfen am Ufer tat. Gegen Abend ankerten wir in der Flussmitte, der Sonnenuntergang erzeugte erneut eine andächtige Stimmung. Sie wurde dann allerdings von der angekündigten Überraschung am späten Abend noch getoppt:

Genau 2012 bunte Laternen wurden zunächst als fernes, undefinierbares Lichtband sichtbar, das dann durch die Strömung als romantisches Lichtermeer auf uns zu trieb. Die bunten Laternen teilten sich am Schiff und verschwanden langsam wieder in der Dunkelheit – ein weiterer magischer Moment und eine wunderbare Idee der Schiffsgesellschaft.

Am nächsten Morgen ging die Flussfahrt in Richtung Mandalay weiter, an Bord war weiterhin Relaxen angesagt, die Landschaft an beiden Ufern wurde immer fruchtbarer und der Verkehr auf dieser wichtigsten Wasserader Burmas nahm zu.

Dieser Verkehr und die steigende „Pagodendichte“ am Ufer und an den Hängen der umliegenden Hügel war ein untrügliches Zeichen dafür, dass wir uns am frühen Nachmittag Mandalay näherten.

Schon von Weitem sah man die Brücken, die den Fluss überqueren und dahinter glänzten unzählige Pagoden und deren goldene Stupas in der Sonne. Was für ein Kontrast zur bisherigen geruhsamen Reise, als wir schließlich im geschäftigen Hafen außerhalb von Mandalay ankerten. Ein reger Geschäftsverkehr mit entsprechendem Lärm und Müll kontrastierten mit den sich im Wasser spiegelnden Pagoden und Tempeln auf den nahen Hügeln beider Flussufer.

Mandalay war die letzte Hauptstadt des königlichen Burmas und ist heute die zweitgrößte Stadt des Landes. Sie war und ist das kulturelle Herz Burmas, aber gleichzeitig auch ein wichtiges Handwerks-, Handels- und Touristenzentrum. Das hat natürlich seinen Preis – die bisherige Ruhe und Gelassenheit und weitgehende Unversehrtheit der Natur weicht einem geschäftigen Treiben und ersten touristischen Aufdringlichkeiten. Mandalay war bis1886 Hauptstadt, dann eroberten die Briten das Land, schickten den König ins Exil und verlegten die Hauptstadt nach Rangun.

Wir stürzten uns mit unserer neuen Führerin Thandar sofort in eine erste Stadtbesichtigung, wobei wir auf dem Weg zur Stadt zunächst durch äußerst fruchtbares Agrarland (Reis, Mais, Gemüse etc.) fuhren. Auf den dürftigen Straßen herrschte ein chaotischer Verkehr, zumal links und rechts am Straßenrand die Ernteprodukte angeboten wurden, zusammen mit jeder Art von Dienstleistungen. Hier ist jeder sein eigener Unternehmer, sogar die Tankstellen sind „privatisiert“, Dutzende von kleinen Ständen boten Benzin in Flaschen und Kanistern an!

Auch in der Stadt fanden wir einen sehr dichten Verkehr vor und fuhren zunächst an einem wunderschönen See vorbei, dessen Ufer noch weitgehend frei von Hotels sind – was für ein Potential für den zukünftigen Tourismus. Mandalay hat heute zwei Gesichter: zum einen die Zeugen der ehemaligen Königsstadt mit wunderbaren Pagoden, Klöstern und einem imposanten Königspalast, zum anderen ist es eine eher hässliche Wirtschaftsmetropole, allerdings mit kunstvollen Handwerksbetrieben.

Wir begannen unsere Besichtigungen im Vorort Amarapura und bestaunten die längste Teakholzbrücke der Welt, die auch heute noch malerisch als Fußgängerbrücke intakt ist. Barbara befreite dort gegen 4000 Kyat eine junge Eule, was Glück bringen soll. Sie war darüber emotional so bewegt, dass sie fast vergaß, den Vogel richtig in die Luft zu werfen. So schlüpfte er unspektakulär in den nächsten Baum und kam vermutlich reumütig zu Fuß zum Käfig zurück, wo er sein gewohntes Futter bekommt und eine dauerhafte Geldquelle bleibt.

Im bedeutendsten Heiligtum Mandalays, dem Mahamuni Tempel, kauften wir Männer Goldplättchen und beklebten damit den Mahamuni Buddha, der total goldbeladen ziemlich unförmig und feist aussah. Diese heilige Handlung ist nur Männern erlaubt, die Frauen schauen aus der Ferne, teilweise über Bildschirme, zu. Wir besuchten danach Seidenspinnereien und Marmorwerkstätten und einen „Golden Leaf Workshop“, in dem die Goldplättchen in mühsamer Handarbeit „geschlagen“ wurden – ein angesichts der Goldspenden im Tempel völlig risikoloses Geschäft!

Den Abschluss des Tages bildete der Besuch beim „größten Buch der Welt“, das aus 729 Marmortafeln besteht, die in ebenso vielen kleinen Pagoden die Kutho-daw-Pagode zieren. Die einheimische Bevölkerung schien aber nicht sehr lesewütig zu sein, da wir auf dem riesigen Gelände nahezu unter uns waren. Insofern konnten wir diese schöne Pagode in Ruhe auf uns wirken lassen und einer bildschönen jungen Mutter mit reizendem Baby einen Lotusstrauß abkaufen. Mit diesem Lotusstrauß beglückte Barbara abends noch den Buddha, der vom nahen Hang gütig unser Schiff bewachte. Bei so viel Spendierfreudigkeit an einem Nachmittag müsste Buddha uns eigentlich für den Rest der Reise wohl gesonnen sein!

Bei der Rückfahrt durch die Stadt machten wir am vom Militär genutzten Königspalast kurz Halt, um die fantastischen Spiegelungen in den Festungsgräben zu genießen und einigen Burmesen beim schweißtreibenden, öffentlichen Abendsport zuzuschauen.

Unser vierter und letzter Tag auf der „Road to Mandalay“ wurde komplett zu Erkundungen der näheren und weiteren Umgebung Mandalays genutzt. Am Morgen ging es zunächst zu einem ebenfalls sehr geschäftigen Hafen am Fluss, wo wir auf schmalstem Steg ein kleineres Schiff bestiegen, das uns in das Dorf Mingun brachte Mingun überraschte uns mit dem riesenhaften, unvollendeten und erdbebengeschädigten Unterbau einer Pagode, die im 18. Jahrhundert als größte Pagode der Welt geplant war. Sie wurde nie vollendet und erinnerte mich in ihrem Größenwahn an den christlichen Turmbau zu Babel. Es passte zum Gesamtbild, dass neben dem „größten Ziegelberg der Welt“ auch noch die mit 100 Tonnen schwerste intakte Glocke der Welt zu besichtigen war. In Erinnerung bleiben aber neben diesem Größenwahn vor allem die vielsprachigen Kinder, die uns fröhlich in allen Sprachen ihre handwerklichen Arbeiten verkaufen wollten. Das Ochsenkarrentaxi, das unser Buddha aus Zwickau bestieg, war ein weiteres schönes Fotomotiv.

Am Nachmittag besichtigten wir am gegenüber liegenden steilen Hang von Sagaing mehrere Klöster und Pagoden, deren Aufzählung ich uns erspare. Hier leben in 600 Klöstern über 5000 Mönche. Unvergesslich bleiben eher die beschwerlichen Auf- und Abstiege in der Mittagshitze und die wunderschönen Ausblicke auf Fluss und Umgebung, mit der wir zum Schluss unseres Ausflugs belohnt wurden.

Das Bier an der Bar unseres Schiffes hatten wir uns ebenso verdient, wie die nächtlichen Farewell-Cocktails auf dem Oberdeck, von wo wir die noch immer unwirkliche Szenerie der von Hunderten von beleuchteten Pagoden und Tempeln besetzten Hügeln letztmals bewunderten.

Am Morgen hieß es Abschied nehmen von dieser schwimmenden Luxusoase, die uns mit dem freundlichen Personal und der entspannten Atmosphäre in den 4 Tagen sehr ans Herz gewachsen war.

Wir wurden von unserer Reiseführerin Mya, die wir schon in Rangun getroffen haben, abgeholt und zum Flughafen gebracht, zum einstündigen Flug nach Heho, zum Inle Lake, unserem nächsten Abenteuer.

4. Eine Liebeserklärung an den Inle Lake in Burma / Myanmar

Wir bestiegen am kleinen Flughafen in Heho wieder einen bequemen Kleinbus und ließen uns durch eine schöne, fruchtbare Landschaft in Richtung Inle Lake chauffieren. Unterwegs besuchten wir eine alte Pagode mit Wandmalereien und unzähligen kleiner Buddhas, die einer Vielzahl von Spendern aus aller Welt zu verdanken sind.. Im gegenüberliegenden Holzkloster mit ovalen Fenstern, bewunderten wir erneut die Disziplin und Ordnung bei den überwiegend jugendlichen Mönchen und trugen uns ebenfalls namentlich in eine Spenderliste ein.

Unsere weitere Autofahrt endete plötzlich in einem Ort mit unaussprechlichem Namen. Dort stiegen wir mit Mya in ein landestypisches, offenes Langboot um, das uns unter lautem Motorenlärm des Außenborders auf engen Kanälen endgültig zum Inle Lake brachte.

Unser burmesisches Reisebüro hatte uns wie folgt eingestimmt:

„Der Inle See ist 22 km lang, ungefähr 11 km breit und liegt in einer Höhe von 975 m über dem Meeresspiegel. Dieser nur zwei bis drei Meter tiefe See ist von den wolkenverhangenen Shanbergen umgeben. Der See ist die Heimat der Intha, die sich an die wasserreiche Umgebung angepasst haben: ganze Dörfer sind auf Pfählen gebaut, die aus dem flachen Gewässer ragen. Die Seebewohner, berühmt für ihre Ein-Bein-Rudertechnik, bauen eine Vielfalt von Gemüse und Blumen auf bildschönen schwimmenden Gärten an, die von Kanus aus bearbeitet werden“.

 

Vieles dieser Einstimmung konnten wir auf unsererr Fahrt zum Hotel schon beobachten, die Vorfreude auf die nächsten zwei Tage stieg. Das Hotel Pristine Lotus Spa Ressort am nördlichen Ende des Sees stellte sich als Glücksfall heraus – mit schönen, geräumigen Holzhäusern am Hang, einem Spa aus natürlichen heißen Quellen und einer funktionierenden Heizung für die kalten Nächte am See. Letzteres mag den Leser überraschen, aber so angenehm sonnig und warm das Klima tagsüber in dieser Jahreszeit war, so kalt war es nachts, mit nur wenigen Grad über Null.

Am Mittag begannen per Boot unsere Erkundungen und Besichtigungen dieser wunderbaren Seenlandschaft. Auf dem See war um diese Tageszeit relativ wenig los, umso mehr fielen die weltberühmten Einbeinruderer der Inthas auf. Die Fischer haben diese einzigartige Rudertechnik entwickelt, um beide Hände frei zu haben für den Fischfang mit einem konisch geformten Bambuskorb mit Netz. Sie stochern

mit dem Korb auf dem Boden des flachen Sees, der von Wasserhyazinthen bedeckt ist, in denen sich die Fische verstecken. Diese mühsame Fischfangmethode bot uns ständig fantastische Fotomotive, vor allem im Morgennebel oder in der abendlichen Sonnenuntergangsstimmung.

Die ca.100.000 hier lebenden Inthas sind perfekt angepasste „Wassersportler“, das ganze Leben spielt sich mit motorisierten oder herkömmlichen Ruderbooten auf dem Wasser im und rund um den See ab. Hier wohnen und arbeiten sie in malerischen Holzhäusern auf Pfählen, hier ringen sie dem See mit den künstlich geschaffenen „schwimmenden Gärten“ ständig neue Anbauflächen für den Obst- und Gemüseanbau ab. Das Wurzelwerk der Wasserhyazinthen wird geerntet, verflochten und mit Bambusstäben am Seeboden befestigt. Im Lauf der Zeit sammelt sich Schlamm an und bildet die äußerst fruchtbare Grundlage für den Gemüseanbau, z.B. von Tomaten, Bohnen, aber auch Blumen jeder Art. Hieraus ergibt sich für den Besucher das typische bunte Bild, daß man auf den Wasserstraßen ständig durch einen Bambusstangenwald fährt mit wechselnder Bebauung und Vegetation.

Die Produkte werden dann in den Dörfern in s.g. schwimmenden oder stationären Bauernmärkten angeboten. Der Besuch dieser Märkte ist angewandte Volkskunde –

Frauen in den malerischen Trachten der verschiedenen Volksstämme sitzen mitten in ihrem Gemüse-, Gewürze-, Blumen- oder auch Fisch- und Fleischangebot, es wird geprüft, gehandelt oder auch nur „geschwätzt“, die wenigen Touristen werden mit ihren Fotoapparaten freundlich geduldet. Neben dem Nahrungsmittelangebot bieten diese Märkte natürlich auch Kunstgewerbe, Textilien; Gegenstände des täglichen Bedarfs und nicht zuletzt auch Medikamente an. Da es in Burma keine Krankenversicherung gibt, ist das ein Weg, um zu einigermaßen preiswerter Medizin zu kommen – Selbstmedikation ist gefragt! Neben den Trachten sind es vor allem die Gesichter, die in Erinnerung bleiben – das freundliche Lächeln überall, die großen fragenden Kinderaugen, das zerknitterte Gesicht alter Bäuerinnen, die dicke Zigarren rauchen oder Bethel kauen…

In der Nähe der Märkte befanden sich oft auch Schulen, die ich spontan besuchte – als eher skeptisch gesehener Gast. Was schon in den Klosterschulen auffiel, war die Disziplin, Ernsthaftigkeit und Begeisterung beim gemeinsamen Lernen, Singen und Spielen. Die gemischten Klassen bestanden aus 20 -30 Schülern, Mya sagte uns, dass die Schule mit 5 Jahren beginnt und im Idealfall mit 16 Jahren mit dem Abitur endet. Um dem Ansturm gewachsen zu sein, wird in zwei Schichten morgens und nachmittags unterrichtet. Es gibt keine Schulpflicht, aber die Bevölkerung ist sich der Bedeutung von Bildung durchaus bewusst. Der wachsende Tourismus birgt wegen des durch die Kinder beim Andenkenverkauf relativ leicht verdienten Geldes leider auch die Gefahr, dass keine Schule mehr besucht oder diese abgebrochen wird.

Jetzt aber zu den vielen magischen Momenten am Inlesee:

Eine Fahrt mit dem Boot über den glatten See in der kalten, nebligen Morgenluft oder in der Abendsonne gehörte sicher dazu – die Konturen der Fischer, Einbeinruderer, Bauern, die im Wasser standen und deren Boote wirkten im Gegenlicht wie Scherenschnitte oder mit feinsten Pinseln gemalte Chinesische Malerei.

Magische Momente brachte auch der Ausflug zum Dorf In Dein – einem völlig intakten Marktflecken, der tiefere Einblicke in das Leben, Arbeiten und das Vergnügen der Bevölkerung erlaubte. Der Spaziergang am Fluss entlang, das „Wässern“ der Wasserbüffel, die kleinen Begegnungen am Rande, z.B. mit der hübschen Frau, die im heißen Sand köstliches Fladenbrot buck und es uns lächelnd und kostenlos anbot und dann der plötzliche Blick auf eine alte Tempelanlage am Hang mit über 1000 malerisch verfallenen Pagoden. Toll und unvergesslich!. Das Ganze strahlte einen morbiden Charme aus und erinnerte uns ein bisschen an unsere Erlebnisse in Ankor Wat in Kambodscha. Der Gang durchs Dorf und durch den ca. einen km langen, überdachten Säulengang zur Hauptpagode auf dem Hügel beinhaltete für meine beiden Begleiter ebenfalls magische Momente:

Hunderte von Verkaufsständen, die Kunstgewerbe, Schmuck und originelle Mitbringsel aller Art zu angeblich günstigen Preisen anboten, versetzten die Beiden in einen Kaufrausch, der mich, der ich ständig auf Motivsuche war, schier zur Verzweiflung brachte. Letztlich sind wir aber arbeitsteilig vorgegangen – die gegenseitige Ausbeute war enorm, nur bei mir preiswerter!

Natürlich durften auch Pagoden-, Tempel und Klosterbesuch nicht fehlen, z.B. das Kloster „mit den springenden Katzen“, die für Futter durch Reifen sprangen. Alle fanden das süß, ich weniger, da man mit nackten Füssen in stinkender Katzenpisse standt – aber vielleicht besitzt diese heilige Flüssigkeit ja Heilkraft? Der Besuch der Phaung Daw U Pagode, der „königlichen Barke“ , gehörte auch zum Pflichtprogramm, 5 kleine Buddhas wurden dort von den Gläubigen mit ihren Goldplättchen zu unförmigen Goldklumpen gemästet, als Dank für ein Wunder im 12. Jahrhundert.

In nachdenklicher Erinnerung blieb das Gespräch mit einer jungen, intellektuell wirkenden Nonne, die uns fröhlich erklärte, wie glücklich sie im Kloster sei und dass sie hier ihr Leben verbringen wolle.

Der Aufenthalt am Inlesees wurde abgerundet durch die Besuche diverser Handwerksbetriebe, wo traditionelle Handwerkskunst zelebriert und demonstriert wurde. Eisen-, Silber- und Goldschmiede, Webereien für Seide und Lotusfasern,

Papierfabrikation etc. sind mit den traditionellen Produktionsmethoden zwar personalintensiv, aber dafür bekommt man (noch) echte Handarbeit, statt industrieller Massenware und das berühmte Lächeln gratis dazu!.

Nicht vergessen dürfen wir die köstlichen Mahlzeiten in den luftigen Dorfrestaurants auf Pfählen über dem Wasser und das als Entschuldigung für den überraschenden Hotelwechsel von der Reisegesellschaft arrangierte festliche 5 Gangmenü im Hotel, mit exklusiver, privater Bedienung – Entschuldigung angenommen!

Zusammengefasst, waren die 2 Übernachtungen und 1,5 Besichtigungstage zu kurz für die diversen Schönheiten, die der Inlesee und seine Umgebung boten. Dass wir keine Zeit hatten, die vielen tollen Eindrücke in den heißen Quellen im Hotel oder in der Umgebung entspannt auf uns wirken zu lassen, war mehr als schade. Somit blieb nur der gute Vorsatz: Wir kommen so bald, wie möglich mit mehr Zeit im Gepäck wieder!

Am nächsten Morgen bestiegen wir erstmals wieder einen Bus, der uns auf schnellstem Weg zum Flughafen brachte, wo wir uns herzlich von Mya verabschiedeten, um zum Strandurlaub an den Golf von Bengalen zu fliegen.

5. Willkommen im Paradies…

…riefen uns die holländischen Nachbarn zu, als wir unseren Strandbungalow im Bay View Beach Resort bezogen!

In der Tat war dieser Willkommensgruß nicht übertrieben – der schönste Badestrand Burmas in Ngapali Beach sollte uns wunderbare, erholsame Tage am Meer bescheren. Nach der doch letztlich anstrengenden Rundreise konnten wir hier beliebig die Seele baumeln lassen.

Unser Resort gehörte zwar zu den ältesten Resorts am Strand und wirkte auch im Vergleich zu den benachbarten, neuen Luxusresorts auf den ersten Blick etwas „angejahrt“. Es stellte sich aber bald heraus, dass die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des deutschen Managements und des gesamten Personals alles bei weitem aufwog, ebenso die Qualität und Vielfalt der Küche, sowie die (deutsche) Sorgfalt bei der Wasseraufbereitung – das Ganze hatte Seele und strahlte eine entspannte Wohlfühlatmosphäre aus!

Das Resort ist mit 42 Zimmern überschaubar, vom Zimmer am Strand zum Strand waren es nur wenige Meter, das beruhigende Meeresrauschen begleitete den Gast bei Tag und Nacht und der kilometerlange feine Sandstrand mit seinen spektakulären Sonnenuntergängen war zum „Niederknien“. Als ich bei angenehmer Temperatur unter den Palmen im Schatten lag und endlich zum Lesen der mitgebrachten Bücher kam oder zum Sortieren des bisher Erlebten – nur unterbrochen vom Schwimmen im 27 Grad warmen, glasklaren Wasser oder von langen Strandspaziergängen – da wurde auch ich, als notorischer Hektiker, schnell ruhig gestellt und von einer ungewohnten Gelassenheit befallen.

Nachdem der Reisestress abgeklungen war, begannen wir das benachbarte Fischerdorf mit dem Fahrrad zu erkunden. Massentourismus ist hier (noch) ein Fremdwort – das Leben geht in den Dörfern seinen ganz normalen Gang. Es gibt keine Discos, keine lauten Bars oder aufdringlichen Andenkenhändler, entlang der Dorfstraßen lediglich kleine Geschäfte und einheimische Restaurants, die abends den Fang vom Vormittag anbieten. Im Internetcafe May 18 trafen sich die Unverbesserlichen, die nach ein paar Tagen doch wissen wollten, was in der Welt oder im Büro passiert. Für ein paar Dollar hatte man hier eine relativ gute und schnelle Internetverbindung und konnte sich gleichzeitig noch mit Obst und Kleinkram versorgen.

Den im Reiseprospekt angekündigten Golfplatz kann man getrost vergessen. Abgesehen davon, dass ich ihn nur durch Zufall fand, stieß man dort zwar auf eine tolle Lage am Meer – aber alles wirkte lieblos und ungepflegt, das Clubhaus war eine Ruine, ein paar Caddies lungerten herum, kein Management, das den Gast begrüßte. In Anbetracht dieser Umstände verzichteten wir und haben eben die Golfschuhe und Bälle umsonst um die halbe Welt getragen.

Mehr Spaß machte ein weiterer Fahrradausflug in das am Ende der Bucht liegende große Fischerdorf, das vom Tourismus noch völlig unberührt ist, da die Straße dorthin abenteuerlich schlecht war. Insofern konnten wir hier das ungefilterte und ungestörte Arbeitsleben der Bevölkerung nochmals entspannt studieren. Am Hafen wurden vormittags die Fischerboote entladen, der Fang wurde sofort im Eis einer nahen Eisfabrik konserviert. An einer anderen Stelle wurde ein Fang zunächst nach Größe und Qualität sortiert, die kleinen Fische, Krabben etc. wurden in der Sonne getrocknet, die großen Fische wurden sofort auf den Markt geliefert und landeten hoffentlich am Abend auf unseren Tellern.

Das Leben fand wie üblich komplett im Freien statt – Nähereien, Friseure, Handwerker, kleine Läden und Restaurants boten freundlich ihre Waren und Dienstleistungen an. Insgesamt schien das ganze Dorf eine intakte, arbeitsteilige Gemeinschaft zu sein – überall wurde gearbeitet, gehandelt, gelernt und gebetet.

Pagoden, Tempel und Schulen waren auch hier gut besucht. Die Menschen wirkten so zufrieden, dass man nur hoffen kann, dass der Individualtourismus zwar weiterhin für Arbeitsplätze sorgt, aber dass möglichst kein Massentourismus mit seinen Negativwirkungen einsetzt.

Die wunderschöne Bucht scheint im Übrigen unter einem guten Stern zu stehen: weder der Tsunami von 2007, noch der furchtbare Wirbelsturm vor 3 Jahren, der das Delta Burmas zerstörte, haben hier für größere Schäden gesorgt – Buddha und der kleinen Meerjungfrau am Strand sei Dank!.

Am Ende unseres Strandurlaubs gab es durch das Management noch eine freudige und romantische Überraschung direkt am Meer:

Das Farewell Dinner und Barbaras Geburtstag fielen zusammen und waren der Anlass für einen von Fackeln beleuchteten, festlich gedeckten Tisch direkt am Meer. Ein liebevoll zusammengestelltes 5 Gangmenü wurde von einem „Privatbutler“ serviert, ein Feuerzauberer sorgte für spannende Lichteffekte und ein großes Holzfeuer beendete stilvoll unseren letzten Abend und verscheuchte noch lange die wehmütige Abschiedsstimmung.

Danke Jungs für diesen unvergesslichen Abend!

6. Je su tin ba de – Danke Burma ( Myanmar ), wir kommen wieder!

Unsere burmesische Reiseagentur bezeichnete Burma / Myanmar als das „weltweit am besten gehütete Geheimnis im Tourismus“. Dem ist eigentlich nur noch hinzuzufügen, dass unsere Erwartungen weit übertroffen wurden und unsere Befürchtungen nicht eingetroffen sind. Auf den Straßen war kaum Militär sichtbar, es gab keine Bettelei, keinerlei Anzeichen von Kriminalität, stattdessen eine zurückhaltende Freundlichkeit und liebenswürdige Neugier der Menschen. Überall tauchten die Fotos der lange verfolgten Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi auf, als Symbol einer Hoffnung auf eine friedliche, freiheitliche Zukunft.

Wir haben uns spontan entschlossen, im nächsten Jahr wiederzukommen, um unsere Eindrücke zu vertiefen, zu beobachten wie der Veränderungsprozess weitergeht und um Neues zu entdecken!

Danke Burma und Auf Wiedersehen!

Klaus Weidner Februar 2012

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Burma / Myanmar
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Burma / Myanmar
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Ein Reisebericht über eine Rundreise durch das ursprüngliches Burma / Myanmar im Auf- und Umbruch
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